[ Kirchenneubau ] >>  Von 1706 bis 1715 wurde eine neue Kirche gebaut, die bis heute im alten Ortskern von Oberstedten als evangelische Sankt-Nikolaus-Kirche besteht und noch immer aus der Bebauung deutlich herausragt. Der Landgraf hatte den Neubau und eine Kollekte in allen Orten des Amtes Homburg genehmigt, nachdem die Oberstedter in einem Schreiben das alte Kirchengebäude als Ruine beschrieben hatten. Der Bau führte zu großen Streitigkeiten innerhalb des Dorfes, weil die Arbeiten nicht ordentlich ausgeführt worden waren. Bei den Fundamenten war vom Maurer gepfuscht worden, um Material einzusparen. Außerdem entbrannte ein Streit um die Anschaffung neuer größerer Glocken. Einige im Dorf bezweifelten, dass überhaupt neue Glocken notwendig seien. Zudem befürchtete man, dass deren Gewicht durch den mangelhaft erstellten westlichen Giebel der Kirche nicht getragen werden könnten. Im Verlaufe des Streits entstanden zwei Lager in der Bevölkerung, was dazu führte, dass der Sprecher und Hauptkritiker der einen Gruppe später den bisherigen Schultheiß im Amt ablöste. Auch dem Pfarrer wurde eine mangelhafte Amtsführung vorgeworfen, auch weil er „häufig die gottesdienstliche Verrichtung“ versäumt hätte.
Auch wegen all dieser Streitigkeiten und der Mängel am Bau dauerte es neun Jahre, bis die Kirche fertig war. Am 18. August 1715 wurde sie unter Beisein von landgräflichen Familienmitgliedern eingeweiht. Der gescholtene Pfarrer war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben. In den Folgejahren ging es im Dorf dann wieder ruhiger zu.
Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte eine Renovierung und Umbaumaßnahme. Dabei wurde der beim Bau problematische und nachgebesserte westliche Bereich erneuert und zusätzlich der Turm gebaut. Es entstanden der Kirchsaal und zusätzliche Gruppenräume. Auch die Empore mit einer neuen Orgel kam dazu.
Die hervorragende Akustik in der Kirche kann man in den Gottesdiensten und besonders bei klassischen Konzerten erleben, die in der Kirche manchmal stattfinden. Die Kirche ist tagsüber offen und kann zur stillen Andacht besucht werden, oder um die Kirche mit ihren schönen Glasfenstern von innen zu besichtigen. Die alten und neuen Glasfenster sind eine Mischung aus traditioneller und moderner Glaskunst, ergänzen sich gut und erinnern den Betrachter an das 300-jährige Alter der Kirche.