[ Wieder selbstständige katholische Kirchengemeinde ] >> Durch Zuzüge nach dem Zweiten Weltkrieg aus katholisch geprägten Ostgebieten und durch Zuzüge aus der Region in den folgenden Jahren in die Neubaugebiete nahm die Zahl der katholischen Bürger in Oberstedten zu. Während Homburg im Mittelalter zur Kirchengemeinde Oberstedten gehörte, gehörten nun die Katholiken zur Pfarrei St. Marien in Bad Homburg. Auch die St. Hedwigs-Kapelle in Dornholzhausen wurde von Oberstedter Katholiken besucht. Am 1. Dezember 1960 trennte der Bischof Kempf Oberstedten von St. Marien ab und richtete in Oberstedten eine neue katholische Kirchengemeinde ein. Erste Gottesdienste wurden in der evangelischen Kirche gefeiert, die die Katholiken gerne an Sonn- und Feiertagen als Gäste aufnahm. Schon in dieser Zeit bildete sich die Tradition einer freundschaftlichen ökumenischen Verbundenheit der beiden Kirchengemeinden in Oberstedten, die bis heute gepflegt wird.
Bald schon baute man für die schon 900 Kirchengemeindemitglieder ein Gotteshaus, die Kirche St. Petrus Canisius. Bei der Größe der Kirche rechnete man damals noch mit den geplanten Siedlungsgebieten, die Oberstedten auf über 10.000 Einwohner erweitern sollten. Am 4.7.1964 war die Kirchweihe. Die Gemeinde konnte sich nun gut zusammenfinden und entwickeln. Das quaderförmige Kirchengebäude aus Backsteinen war von außen nicht besonders attraktiv. Zudem erwies es sich in den Folgejahren als zu groß geplant, auch deshalb, weil die Siedlungspläne der Gemeinde mit der Eingemeindung nach Oberursel nicht verwirklicht wurden. Der Unterhalt der Kirche, z.B. durch immense Heizkosten und Feuchtigkeitsschäden, wurde für die Kirchengemeinde in den Jahrzehnten bis zur Jahrtausendwende eine immer größere Belastung. Deshalb beschloss man, einen deutlich kleineren Neubau gegenüber der Taunushalle zu bauen.
Am 21.3.2009 wurde die alte Kirche profaniert, d.h. entweiht. Der Bezirksdekan Lawatsch verlas im Gottesdienst den Text, der die Profanierung kirchenrechtlich verfügte. Dann wurden die Reliquien aus dem Altar genommen und mit den liturgischen Geräten aus dem Gotteshaus getragen. Nachdem die Kirche ein letztes Mal abgeschlossen worden war, umarmten alle Teilnehmer des Gottesdienstes die Kirche und verabschiedeten sich von ihrem ehemaligen Gotteshaus. Das Gelände der alten Kirche wurde nach dem Abriss als Bauland für eine kleines Neubaugebiet verkauft und die neue Kirche mit einem kleinen Gemeindezentrum damit finanziert. In der Folgezeit des Baus der neuen Kirche waren die Katholiken wieder Gast in der evangelischen Kirche in der Kirchstraße, wie schon 1960. Wieder einmal zeigte sich die zeitgemäße Verbundenheit der Katholiken und Protestanten in Oberstedten.
Die neue Kirche St. Petrus Canisius wurde ein moderner kreisförmiger Bau, in dem die Sitzbänke u-förmig zum Altar angeordnet sind. Der sakrale Raum wirkt in seiner Schlichtheit mit den schmalen Ausblicken nach draußen und dem dynamischen Lichteinfall von oben auf seine Besucher als Ort konzentrierter Ruhe. Direkt neben der Kirche steht das kleine Gemeindezentrum mit flexibel nutzbaren Räumlichkeiten. Am 5.12.2010 wurde nachmittags in einer dreistündigen Feier die Kirche vom Bischof eingeweiht. Nach einer Neuordnung der Zuständigkeiten im ersten Jahrzehnt nach 2000 gehört heute die katholische Gemeinde Oberstedten zum Pastoralen Raum Oberursel/Steinbach im Bezirk Hochtaunus des Bistums Limburg.
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