Alte Linden waren früher oft Gerichtsstätten. Sie standen einzeln an besonderen Stellen in der Nähe des Dorfes. Im Mittelalter wurde hier die Ratsversammlung und das Dorfgericht abgehalten, das unter freiem Himmel stattfinden musste. Damals glaubte man an magische Wirkungen der Linden und der Plätze, wo sie standen. Auch vor Blitzschlag sollte man unter ihnen geschützt sein. Obwohl sie eine hohe Lebensdauer von mehreren hundert Jahren haben, sind angeblich tausendjährige Linden eher Nachpflanzungen.

Im Mittelalter gab es die Stedter Dörfer Nieder-, Mittel- und Oberstedten, wovon bis heute nur Oberstedten übriggeblieben ist. Das Dorf Mittelstedten wurde wahrscheinlich schon lange vor dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben. Nur die „alte Gerichtslinde im Mittelstedter Feld“ zeugt noch heute vom früheren Dorf. Sie ist über 400 Jahre alt, manche sprechen sogar von 900 Jahren. Sie hatte früher eine ausladende Krone und bis heute einen mächtigen Stamm. Zwar war sie früher Gerichtsplatz, aber nie Hinrichtungsplatz. Seit 1938 steht sie unter Naturschutz. Schon damals wurde der Zustand der alten Gerichtslinde beklagt, weil der Stamm morsch und halb ausgefault war, wie man es bei vielen alten Linden findet. Zudem wurden die Wurzeln vor fast 50 Jahren bei der Verlegung von Telefonkabeln beschädigt. Um den uralten und majestätischen Baum zu erhalten und ihm eine Verjüngung der Triebe zu ermöglichen, wurde die Krone stark reduziert. Heute ist nur noch der mächtige Hauptstamm mit stark reduzierter Krone und einigen neuen Trieben vorhanden. Eine neue Linde wurde vor 30 Jahren in direkter Nähe nachgepflanzt. Unter dem Titel „Zeitenwandel“ veranstalteten 2017 die Stadt Oberursel, der Regionalpark und der Kultur- und Sportförderverein Oberursel einen Wettbewerb, durch den ein dauerhaftes Kunstwerk an der alten Linde installiert werden sollte. Zwei Künstler, die schon auf der Bienale in Venedig ausstellten, gewannen den Wettbewerb und gaben dem Naturdenkmal einen mächtigen weißen „Metallrahmen“, der als offene Stahlkonstruktion den Baum wie eine quadratische Vitrine umrahmt. Der untere Rahmenteil soll auch zum Draufsetzen ermuntern, motiviert aber auch sehr die Sprayer. Es sollen regelmäßige Lesungen als literarisches Projekt an der neuen Skulptur „Alte Gerichtslinde“ stattfinden. Seit der Einweihung des Metallrahmens gehen die Meinungen darüber in der Bevölkerung weit auseinander und es gab seither viel Kritik.

 2,1 km » Von Tante Anna wandern oder radeln wir Richtung Süden am neuen REWE Markt vorbei. Vor dem Kreisel wechseln wir über die Niederstedter Straße in die Hans-Mess-Straße. Hier passieren wir auf der linken Seite das „Vergnügungsszentrum“ von Oberstedten mit seinen Fast-Food-Angeboten und dem Magic-Bowl-Center. Auf der rechten Seite entstand ein neues Gebäude mit dem „Aparthotel Magnolie“ und einer im Erdgeschoss geplanten Gaststätte. Auf der linken Seite blicken wir auf den Tennisverein TCO 89, der sich mit seiner hervorragenden Kinder- und Jugendarbeit einen guten Namen gemacht hat. Die Firma HORIBA, ein japanisches High-Tech-Unternehmen, produziert Abgas-Testanlagen. Da es wegen seiner zukunftsweisenden Technologien aus allen Nähten platzt, liegen gegenüber ein Parkplatz der Firma und eine Optionsfläche für eventuelle Erweiterungen. In der BigWasch-Autowaschanlage kann jeder für ein paar Euro sein Auto oder Fahrrad selbst reinigen.
Nun geht es weiter Richtung Süden die leichte Steigung des Stedter Bergs hinauf bis zur Brücke und links über die Bundesstraße. Vorbei am Hundetrainingsplatz gelangen wir nach knapp 500 m an eine Wegekreuzung. Hier nehmen wir den Weg nach rechts und gelangen nach etwa 200 m zur Linde.