In Oberstedten gibt es sieben ausgewiesene Kulturdenkmäler:

Das Ehrenmal auf dem alten Friedhof ist ein Denkmal, das 1876 „von der Gemeinde Oberstedten in dankbarer Anerkennung ihren tapferen Kriegern aus dem Feldzug 1870/71 gewidmet“ hatte. Es erinnert an den deutsch-französischen Krieg. Eingraviert sind viele alte Oberstedter Namen, von denen einige als Familiennamen schon seit hunderten Jahren bis heute in Oberstedten vorkommen.

 

 

Die Evangelische Sankt Nikolaus-Kirche in der Kirchstraße 28 wurde von 1706 bis 1715 gebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg war sie dringend renovierungsbedürftig, wurde erweitert und dabei auch der Turm in den heutigen Zustand umgebaut. Dadurch entstand der Kirchsaal und zusätzliche Gruppenräume. Auch die Empore mit einer neuen Orgel kamen dazu. Die Kirche ist tagsüber offen und kann zur stillen Andacht besucht werden, oder um die Kirche mit ihren schönen Glasfenstern von innen zu besichtigen.

 

 

Rechts hinter der Kirche befindet sich in der Kirchstraße 32 eines der sehr alten Häuser Oberstedtens, die Kulturdenkmäler sind. Es ist ein zweistöckiges Fachwerkwohnhaus, dessen Fachwerkstruktur aber nicht freigelegt ist. Es stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
In der Oberstedter Chronik berichtet Klaus Roth, dass das Haus einst ein Gasthaus beherbergte, die Wirtschaft Raab, die von den Oberstedtern auch „Scheffler Papa“ genannt wurde. Der früher sehr bekannte Gesangsverein „Harmonia“, der 1869 gegründet wurde, hatte in der Wirtschaft Raab seine erste Bleibe.

 

 

In der Hauptstraße 36 steht das zweite alte Wohnhaus, das zu den Kulturdenkmälern Oberstedtens gehört. Gebaut wurde es um 1700 und war das Wohnhaus einer früheren Hofreite.  Unter einer Hofreite (auch „Hofraite“) versteht man die von den Gebäuden eines Gutshofs umschlossene Fläche.

 

 

Etwas weiter in der Hauptstraße 26 finden wir ein schönes Beispiel eines beeindruckend renovierten zweigeschossigen Wohnhauses aus dem frühen 18. Jahrhundert. Es ist ein gut erhaltenes Beispiel für die in Oberstedten früher typische giebelständige Bebauung im Straßendorf.

 

 

Am Rande der Oberstedter Gemarkung im Gebiet Eichwäldchen/Camp King liegen noch heute einige Gebäude des ehemaligen Reichssiedlungshofes, die auch zu den Kulturdenkmälern zählen. Der Reichssiedlungshof wurde seit 1936 von den Nazis als „Gausiedlerschule“ erstellt, die beispielhafte Forschungs- und Siedlungsarbeit betreiben sollte, wie sie sich die Nazis vorstellten. Hier forschte man nach neuen Erkenntnissen aus den Bereichen der Landwirtschaft.  Im Jahr 1939 wurde der „Reichssiedlungshof“ eröffnet. Dazu gehörten mehrere Musterhäuser mit Stallungen. Doch schon bald wurde während des Krieges durch die Luftwaffe auf dem Gelände ein Lager eingerichtet, in dem gefangene Luftwaffenangehörige der Alliierten verhört wurden. Das sogenannte „Dulag“ (Durchgangslager Luft) wurde im April 1945 von Soldaten der US-Army besetzt und seitdem nach einem in der Normandie gefallenen Offizier „Camp King“ genannt. Zunächst war es Gefangenenlager und Verhörstätte für Nazis. Hier wurden Verantwortungsträger der nationalsozialistischen Regierung vor den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg verhört. Später wurde es in Zeiten des kalten Krieges als zentrale Stelle für die Ost-Spionage ausgebaut. Seit 1968 beherbergte das Camp King den Verkehrsführungsstab aller US-Truppen in Westeuropa. Nachdem das amerikanische Militär das Camp im Jahr 1993 verlassen hatte, war es im Besitz der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1998 von einer Wohnbaugesellschaft erworben, die dort bis 2006 ein großes Wohngebiet errichtete. Einige historische Gebäude sind noch erhalten, zum Beispiel im Heinrich-Kappus-Weg 4-17, wobei die sogenannte „Taunus Mountain Lodge“ (siehe 1. Bild), die von den Amerikanern als Offiziers-Kasino genutzt wurde, ein besonders imposantes Kulturdenkmal auf Oberstedter Gelände ist. Zur Gesamtheit des Kulturdenkmals gehören noch die Gebäude Ahornweg 91, Jean-Sauer-Weg 1-16, Neuhausstraße 26 a,b und Heinrich-Kappus-Weg 4-17.

Am früher wasserreichen Dornbach gab es einstmals 12 Mühlen. Die 4. Mühle war die Zins’sche Mühle, benannt nach Georg Zins, der in der Homburger Müllerzunft seit 1774 als Müllermeister geführt wurde. Die Mühle wurde 1796 gebaut und war zuerst eine Papiermühle, die später auch Pappdeckel erzeugte. Zwischenzeitlich in preußischem Besitz, befindet sie sich seit 1962 in Privatbesitz. Heute ist als Kulturdenkmal von der alten Mühle nur noch die alte Fachwerkscheune der Zins’schen Mühle im Furtweg 20 übrig. Im Vordergrund fliest der Dornbach, der mit seiner Wassserkraft einstmals die Oberstedter Mühlen antrieb.

 

   ca. 5,5 km » Mit dieser leichten Fahrradrundtour, die auch als Wanderung durchgeführt werden kann, werden alle sieben Kulturdenkmäler Oberstedtens erreicht und können besichtigt werden. Die Tour beginnt am alten Friedhof mit dem Ehrenmal, danach besuchen wir die 270 bis 317 Jahre alten Häuser in der Kirchstraße 32, der Hauptstraße 36 und 26. Dann geht es durch die Häuserstraße zwischen Feldern und Apfelbäumen bis ins Eichwäldchen zu den Gebäuden des ehemaligen Reichssiedlungshof und Camp King, speziell in den Heinrich-Kappus-Weg 17 zur „Taunus Mountain Lodge“, was in Zeiten des Camp King als prächtiges Offiziers Kasino diente. Danach fahren wir zwischen Eichwäldchen und Wald am Metzgerpfad und neuen Friedhof vorbei bis zur Hauptstraße und dann in den Furtweg. Am oberen Ende steht auf dem Gelände des Furtweg 20 die sehr schön renovierte alte Scheune der Zins’schen Mühle von 1796. Durch die Gärten fahren wir zurück und beenden am alten Friedhof unsere Rundtour zu den Kulturdenkmälern Oberstedtens. Die Eindrücke, die man bei der Tour gewinnen kann, zeigen die Vielfalt von Kulturdenkmälern und ihren sehr unterschiedlichen Erhaltungs- und Restaurierungszustand sowie die sehr unterschiedliche Nutzung.

 

Kulturdenkmäler in Oberstedten

Ehrenmal auf den alten Friedhof

Evangelische Kirche von 1706

Fachwerkwohnhaus 1. Hälfte 18. Jh.

Wohnhaus früherer Hofreite um 1700

Wohnhaus frühes 18. Jh.

Reichssiedlungshof/Camp King ||Taunus Mountain Lodge|| 1938

Scheune Zins'sche Mühle von 1796